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© 2007 Heimatverein Geneicken-Bonnenbroich

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Mitten im Herzen Geneickens liegt der Maarplatz an der Geneickener Straße und Maarstraße. An diesem Ort gab es bis ins vorletzte Jahrhundert noch das Maar, eine wassergefüllte und teichartige Senke.  Im „Weisthum des Vogtgedings“ vom 20. Oktober 1545 wird dieses Gewässer den Geneickenern Untertanen zur Benutzung zugesprochen: „In dem gen Eicken ligt ein wasserkauhl und heischt die Maar vor Driescher hoff und Tirpen gut, sollen die gen Eicker nachbahren samentlich gebrauchen mit fischen und anderfs“.

Rund um das Maar in Geneicken gibt es allerlei Geschichten aus alter Zeit. So wurde Kindern zur Abschreckung die Geschichte von der Frau Herk erzählt, die in dem fischreichen Gewässer leben sollte und ungezogene Kinder holen würde. Beim Geneickener Mundartdichter Johannes Heck (1884 – 1949) findet sich sogar in dessen Büchlein „Äfe Platt för montre Lü“ ein Text über dieses Wasserweib:

 

Frau Herk

 

Jank net tenoh an de Jeneeker Maar

Jank net tenoh an de Maar

On wenste net hüers wat Motter sät,

dann sag ech et vör die Vahr.

 

Jank net tenoh an de Jeneeker Maar

do kritt dech die kue Frau Herk

Op emol küttse erahnjeschwemp.

Hu, wie loit err die fussige Pörk.

 

Die hat son krallige kniökere Häng

do jript die de Kenger mött

die packt dech am Hals, se kritt dech am Vras

on meck koppüever dr Schött.

 

Dann kütste zeleäve Dag net mih noh Hus

on net mi noh Muhr on Vahr

On die jriene on söke bei Dag on bei Neit

örr Kenk en de Jeneeker Maar.

 

E Jeneeker Kenk deet, wat si Motter sät

striekt net langs de Schöll on de Kerk

et hat dr janze Dag Spölkes jemeck

on drop on drwier jewerk.

 

Eine andere Erzählung berichtet vom Bleischneider Kremmesch, der häufiger angetrunkene Mitbürger aus dem Wasser retten durfte:

„Aan de Maar wonnde dä Bleäkschnier Kremmesch. Wenn nur des Ovends enne schwer jelade von  Vitze Deriek no Huus wankde, on hä talpde en sinne volle Kopp en die Maar erenn on schreede öm Hölp, dann huede dä Kremmesch dat on sausde em Nu eruut, schnappde sich de Ledder on hollde dä ärme Deuvel uut et Water. Dat es eso döckes passeert, dat hüt noch davon vertäld wöt.“

 

Schließlich gibt es eine Schilderung von einer geizigen Frau, die für einen Taler in der Nacht um das Maar lief:

 

„Knupp Jüres van Berg hott en jitzige Frau, die driende der Penning hondertmol eröm, eh dat se em uutjof. Wäje dat dä Jüres on dä Vitz on noch e paar Nobere Witzbolde woere, meke se sech uut, die jitzige Frau Jüres dranekrieje. Se boene där Frau ene Daler, wenn die et Neits öm twelf Uur dreemal em Neitshemd öm de Maar loope det. Ut Jitzigkeet woll die sich dä Daler net derdurjonlote, on se vereinbarden en Tied, wann et losjon sollde. Et dorvde äver bloß der Mann kontrolleere, wat se ditt, dat se dä Daler och kreech. On tatsächlich leep dä alde Jitzknöngel en die köle Neit dreemol öm de Maar. Die angere wosse Bescheed on lore henger de Hegge on bekieke sich dat Spell on lachde sich half kappott. Dem Knupp sind Frau hot sinne Daler ierlich verdend, wenn se och met de Täng klapperde.“wp6211672a_0f.jpg

Die Existenz des Gewässers ist noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts bekannt, da noch in den Jahren 1839 bis 1849 Johann Strater die Fischerei in dem Maar für jährlich zwei Taler von der Gemeinde gepachtet hatte. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts muss dann aus dem Teich ein Platz mit Grünanlage geworden sein, der heutige Maarplatz. Am 2. September 1893, dem „Sedantag“ (Erinnerung an den Krieg gegen Frankreich im Jahre 1870 / 71) wurde aus dem Maarplatz in Geneicken für etwa 35 Jahre der Kaiserplatz und ein Denkmal des 1888 verstorbenen Kaiser Wilhelm I. feierlich aufgestellt. An der Durchführung der Feierlichkeiten maßgeblich beteiligt waren die benachbarten Geneickener Schulen. Das Ehrenmal des Münchener Künstlers Lazar Diamant war zugleich Ausdruck für einen ausgeprägten Kaiser- und Reichskult in der damaligen Geneickener Bevölkerung.

Verursacht durch die Wirren des zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) verschwand auch die Büste des Kaisers vom idyllischen Platz in Geneicken. Die Bronzebüste sollte eigentlich zur Metallverwertung für den Krieg eingeschmolzen werden, wozu es aber nicht kam. Im Winter 1945 / 46 entdeckte der junge Rheydter Baurat Kurt Pieper im alten Rheydter Fuhrpark an der Herzogstraße den „Kopf des Kaisers“ und ließ ihn auf einem Pferdewagen zum Schloss transportieren.

Erst seit Ende der 70er Jahre des vorigen Jahrhunderts  steht die lange als verschollen gegoltene und per Zufall 1970 im Keller des Rheydter Schlosses entdeckte Bronzebüste des Kaisers wieder auf dem Maarplatz im historischen Ortskern, an zentraler Stelle und historischen Standtort auf seinem wieder aufgemauerten Backsteinpodest. In Anwesenheit des damaligen Bezirksvorstehers Willy Wimmer und des Kultdezernenten Dr. Busso Diekamp konnte beim Bürgerfest des Heimatvereins Geneicken-Bonnenbroich am 20. August 1978 die Verankerung der Büste auf seinem Steinsockel gefeiert werden. Die Büste des Kaisers wurde schließlich 1994 in die Liste der denkmalgeschützten Objekte aufgenommen. Zugleich konnte an diesem Augusttag 1978 auch eine alte Pumpe aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf dem Platz eingeweiht werden, die der ebenfalls anwesende Fabrikant Hans Pferdmenges gestiftet hatte. Die Pumpe stammte aus dem urgroßelterlichen Haus des Fabrikanten auf der Schlossstrasse und hatte dort ihren Dienst getan.

 

Ein Fest auf dem Maarplatz in der Geneickener Honschaft hat bereits ein lange Tradition, 1966 wurde hier erstmals ein Heimatfest gefeiert, Ende der 80er Jahre musste der ausrichtende Heimatverein bedingt durch fehlende Helfer auf die Durchführung des Festes verzichten. Ab Herbst 1997 gelang es dann einer Veranstaltergemeinschaft aus Adam-Romboy-Seniorenzentrum und Heimatverein unter Mithilfe fast aller anderen Vereine und Einrichtungen aus den beiden Ortsteilen ein Fest für den August des Folgejahres vorzubreiten. Die Wiederbelebung des Maarplatzfestes wurde am 30. August 1998 mit fast 3.500 Besuchern ein voller Erfolg. Vier Jahre später konnte Ende September 2002 mit fast 4.000 Besuchern eine neuerliche Auflage des Festes erfolgreich gefeiert werden. Erneut waren wieder fast alle Vereine und Verbände dabei. 2006 gab es am 20. August eine dritte Auflage des gemeinsamen Festes an alter Stelle in der Honschaft. Trotz häufiger und starker Regenfälle war der Besuch doch recht ordentlich.

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